Aktivitäten

Ich hab' Dich zum Fressen gern. Veträgt sich Tierliebe mit Fleischkonsum?

"Zoos sind Kzs, die von Kriminellen geführt und von Idioten besucht werden". Diesem kernigen Ausspruch des österreichischen Philosophen Helmut Kaplan folgend bot der der LC Köln-Vitellius am 2. April 2017 einem Kriminellen, nämlich dem ehemaligen Kölner Zoodirektor Gunther Nogge die Gelegenheit, sich mit einem Idioten, dem Philosophen, Bestseller-Autor und bekennendem Zoofan Richard David Precht über die Konflikte im Umgang der Menschen mit Tieren auszutauschen - unter der Überschrift: "Ich hab' Dich zum Fressen gern. Verträgt sich Tierliebe mit Fleischkonsum?"

Abb.1: Liebe geht bekanntlich durch den Magen. Auch Tierliebe?

Während die einen Tiere als Sachen ansehen, die dazu da sind, dem Menschen zu nutzen, ob als Nahrung, Versuchstier, Kuscheltier, erkennen andere Tiere als Personen an, sehen selbst in der Domestikation von Tieren eine Verletzung von Tierrechten und lehnen jegliche Nutzung von Tieren ab. Zwischen diesen beiden Polen bewegt sich das Spektrum der Meinungen über den rechten Umgang der Menschen mit Tieren.

Natürlich ging es in der Diskussion auch um Zoos und die Frage, ob es heutzutage noch zu rechtfertigen ist, Wildtiere einzusperren und zur Schau zu stellen. Diese Frage wurde übrigens von beiden Diskutanten bejaht. Precht selber ist das beste Beispiel für die Existenzberechtigung von Zoos, denn sein Interesse an Tieren wurde durch Zoobesuche geweckt. Nogge wies auf die Bedeutung moderner Zoos für den Natur- und Artenschutz, die Erhaltung der Biodiversität hin. Zoologische Gärten sind allerdings nur ein Nebenkriegsschauplatz, wenn es um das Mensch/Tier- Verhältnis geht.

Zumindest quantitativ spielen Nutz- und Heimtiere die größere Rolle. Tierrechtler stehen auf dem Standpunkt, dass schon allein die Domestikation von Tieren eine Beugung von Tierrechten darstellt. Diese ließe sich zwar nicht mehr rückgängig machen, aber man könnte doch wenigstens auf die weitere Haltung von Haustieren verzichten. So wie wir heute allen Menschen die Menschenrechte zugestehen, so müssten wir auch Tieren Rechte, die sogenannten Tierrechte gewähren, wenn man einmal davon absieht, dass manche Tierrechtler sogar die Menschenrechte, wenigstens für einen Teil der Tierwelt, nämlich die Menschenaffen einfordern. Auf jeden Fall haben Tiere ein Recht auf Leben, auf Unversehrtheit und auf Selbstbestimmung.

Das Recht von Tieren auf Leben würde uns konsequenterweise zu Vegetariern, wenn nicht zu Veganern machen, und tatsächlich wächst die Zahl beider Gruppen derzeit ja rasant an. Die Jagd, das Fischen wäre nicht mehr statthaft, selbst die Bekämpfung von Parasiten und Schädlingen, es sei denn man beschränkte die Verleihung der Tierrechte auf bestimmte Gruppen, z.B. die Säugetiere oder die Wirbeltiere. Dann aber wäre das brutale Totschlagen von Oktopussen oder das Abtöten von Krebstieren durch kochendes Wasser weiterhin legitim.

Bei genauerer Betrachtung ist das Problem für unsere Nutztiere, also Schweine, Kälber, Kühe, Geflügel nicht ihr Tod, wenn er denn kurz und schmerzlos ist, sondern ihr Leben, sprich ihre Lebensbedingungen in der industrialisierten Massentierhaltung unserer Tage. Diese ist allerdings kein reines Tierschutzproblem, sondern auch ein ökonomisches und ein noch größeres ökologisches Problem. 37 % des EU - Haushalts fließen in die Landwirtschaft und damit auch in die Subventionierung der Massentierhaltung, denn mehr als die Hälfte der landwirtschaftlichen Flächen dient heute der Futtermittelproduktion. Die Massen an Nutztieren tragen allein durch ihre Ausdünstungen mittlerweile mehr zur Klimaerwärmung bei als der gesamte Straßen- und Flugverkehr. Jeder Veganer erspart dem Planeten durch seine fleischlose Ernährung 380 l Wasser, 20 Kg Getreide und über 2000 l CO 2, und das jeden Tag!

Abb.2: Blick in den bis auf den letzten Platz gefüllten Veranstaltungssaal und das Podium.

Mit dieser Veranstaltung griff der LC Köln-Vitellius nicht nur ein aktuelles, gesellschaftspolitisches Thema auf, sondern trat mit ihr bewusst an die Öffentlichkeit, und zwar aus Anlass des 100- jährigen Lions-Jubiläums. Selbst nach 100 Jahren halten viele Leute Lions noch für eine Art Geheimbund. Kaum einer weiß, dass Lions mit 1,5 Mio. Mitgliedern in Wirklichkeit eine der größten Hilfsorganisationen der Welt ist. Allein in Deutschland gibt es mehr als 50.000 Lions, welche in 1500 Clubs organisiert sind, von denen sich 14 allein in Köln befinden.

Und natürlich diente auch diese Veranstaltung einem guten Zweck. Der Reinerlös von 1500 € ging an MENTOR, die Leselernhelfer, deren Schirmherr Richard David Precht ist. 11.000 Mentoren betreuen zur Zeit 14.000 Kinder und Jugendliche in 1600 Schulen. "Ich unterstütze die Arbeit von MENTOR", sagt Precht, "weil man durch niemanden so gut lernt wie durch ein Vorbild – durch einen Menschen, der einen ernst nimmt und sich um einen kümmert."

Die Beantwortung der im Titel der Veranstaltung gestellten Frage: "Verträgt sich Tierliebe mit Fleischkonsum?" überließen die Diskutanten übrigens den Zuhörern. Denn letztlich muss jeder für sich entscheiden, ob er Vegetarier oder Veganer werden will oder seinen Fleischkonsum in Zukunft vielleicht nur einschränkt und darauf achtet, woher das Fleisch auf seinem Teller stammt. Entsprechend hielt das anschließend bereitstehende Mittagsbuffet Speisen sowohl für Veganer und Vegetarier wie Carnivoren und Omnivoren bereit.